Das klingt sehr spannend! Das Reisen oder besser gesagt deine Weltreise spielt ja dann auch jetzt noch eine große Rolle in deinem Leben und deinem Weg zur Yoga-Lehrerin. Kann man sagen, dass Yoga quasi die Reise im Alltag ersetzt? Dass das die Denkanstöße, die du sonst vielleicht über das Reisen bekommen hast, im Alltag über Yoga kommt?
Ja, ich glaube schon. Ich habe auch schon vor der Reise Yoga gemacht, so ganz klassisch, um nach der Arbeit einfach ein bisschen runterzukommen. Das war mein Hauptziel und mir tat das auch sehr gut zu der Zeit. Aber trotzdem habe ich das nicht so komplett in meinen Alltag integriert. Rückblickend war das glaube ich das “Problem”. Man sagt das zwar immer so leicht, aber das Leben und die Gesellschaft werden immer schnelllebiger und es fällt uns allen immer schwerer, runterzukommen. Also den Stress aktiv aus dem Alltag zu nehmen. Insofern kann man schon auch sagen, dass mir Yoga dieses Gefühl meiner Weltreise jetzt ein Stück weit zurückgibt, um diese Ruhe zu spüren.
Glaubst du denn, dass Yoga auch für andere so eine wichtige Bedeutung bekommen kann? Oder ist das gar nicht für jeden etwas?
Das wichtige ist, dass Yoga für jeden etwas anderes bedeutet und das ist auch wirklich so. Deswegen setze ich bei meinen Stunden immer bewusst den Fokus auf eine individuelle Yoga-Reise, die die Leute gemeinsam mit mir gehen können. Dabei kann auch jeder meiner Yogis für sich selbst entscheiden, was wichtig ist. Einer Person ist das Runterkommen unheimlich wichtig und eine andere Person möchte vielleicht lieber den Fokus darauf setzen, zu sich selbst zu finden und auch mal in die Meditation reinzuschnuppern. Im Yoga gibt es kein Muss, keinen Wettkampf, kein besser sein, wir alle sind individuell und so gibt es eben auch keine One-fit-all Praxis. Es geht darum zu spüren, was DIR gut tut und dich davon frei zu machen, was andere tun. Bei meinen Yoga-Stunden ist es mir wichtig, privat mit der Yoga-Gruppe runterzukommen. Ich möchte selbst keine Instagram-Yoga-Persönlichkeit werden, denn jede individuelle Reise meiner Yogis ist auch zeitgleich ein Teil meiner persönlichen Yoga-Reise.
Gibt es denn etwas, was dir persönlich an Yoga sehr wichtig ist? Du meintest ja schon, dass du zum Beispiel keine Instagram-Yoga-Persönlichkeit werden möchtest.
Ich glaube am wichtigsten ist für mich, dass es mir beim Yoga nicht um irgendwelche Trends geht oder um fancy Posen für Instagram. Es geht nämlich um keinen Leistungsanspruch oder den Willen, unbedingt der oder die Beste zu sein. Für mich ist es wichtig, einfach auf sich selbst zu hören. Es geht darum zu lernen, zufrieden mit sich zu sein und es zu schätzen, was man an sich selbst hat. Wahrzunehmen, dass es Tage gibt, an denen die Gedanken rattern und sich dies dann bewusst zu machen und zu realisieren, damit man wieder Fuß im Alltag fassen kann. Ich finde es schade, wenn das Thema Achtsamkeit nur zu einem Trend wird und für eine gewisse Zeit überall präsent ist und danach komplett in Vergessenheit gerät. Denn das ist nicht das Ziel von Yoga.